Skip to main content

Das gesamte Team des Netzwerkes aus der Westuckermark (v. l.): Nancy Steinkopf (Netzwerkassistenz), Doreen Boll (Netzwerk-Koordinatorin), Peggy Rehbein (Netzwerkassistenz) und Peggy Redlich-Pahl (Leitende Koordinatorin).
Foto: SPREE-PR/Arbeit

Schon vor der Geburt geht’s los:

Viel Action im Netzwerk Gesunde Kinder Westuckermark

Die Geburt eines Kindes gehört für Familien zu den schönsten Momenten des Lebens. Doch manchmal brauchen junge Mütter Hilfe, um die alle einstürmenden Herausforderungen zu bewältigen. Das Netzwerk Gesunde Kinder begleitet bis zum 3. Geburtstag, in allen Lebenslagen. Auch in der Westuckermark.

Mandy Müller und Melitta Heydorn sind Mütter aus Prenzlau. Von der Zeit, als sie mit ihren Neugeborenen hier jederzeit offene Türen fanden, schwärmen sie in den höchsten Tönen. „Das ist unser zweites Zuhause geworden“, sagen sie unisono und loben das ausgesprochen familiäre Klima. „Und jetzt sind wir Mütter, die selbst anderen Müttern helfen.“ Dabei helfen ihnen das ähnliche Alter, Einfühlungsvermögen dank der eigenen Erfahrungen – und ihre Ausbildung zur Familienpatin! Dabei werden in Seminaren elf Wissensgebiete vermittelt, erläutert Doreen Boll (seit zehn Jahren Netzwerk-Koordinatorin am Standort Prenzlau) und nennt Beispiele: „Unsere Referenten schulen über Hebammenwissen, das Stillen, gesundes Essen, Zahngesundheit oder Kindesentwicklung. Nach der Erst-Ausbildung bieten wir regelmäßige Nachschulungen. Denn das Wissen entwickelt sich ja ständig weiter.“

Neben Mandy und Melitta sind 2023 sechs weitere Paten ausgebildet worden, die mit gesundheitsfördernden Angeboten nun die insgesamt 224 Netzwerkfamilien mit aktuell 238 Kindern betreuen. Tendenz steigend.

Jede nach ihren Bedürfnissen

Das Netzwerk Gesunde Kinder liegt in der Trägerschaft des Deutschen Roten Kreuzes Westuckermark/Oberbarnim e. V. und ist neben Prenzlau auch in Templin und Lychen im Einsatz. Leitende Koordinatorin ist Peggy Redlich-Pahl, die ein kleines Büro im Sana-Krankenhaus Templin nutzt. Die Stadt Prenzlau – so lobt Doreen Boll – unterstützt das Frauen-Team besonders großzügig. „Unsere Räumlichkeiten im Bürgerhaus hat uns die Stadt zur Verfügung gestellt, wir zahlen nur eine bescheidene Unkostenpauschale.“

Den Weg hierher finden werdende Mütter vor allem über Mundpropaganda. Manchen fehlen soziale Strukturen im persönlichen Umfeld. Andere bemerken, dass die Herausforderungen der Geburt sie überfordern könnten. „Ja, der erste Schritt ist oft schwierig“, weiß Peggy Redlich-Pahl, „das liegt wohl in der Natur des Menschen.“ Einmal vor Ort schwinden die Vorbehalte in Windeseile. „Ruckzuck entstehen Freundschaften mit Gleichgesinnten, enge Beziehungen und ja, sogar familienähnliche Bindungen. Wir nehmen die Frauen an der Hand und vernetzen sie mit dem, was sie brauchen.“

Die Mythen über Bord werfen

Der Netzwerk-Kalender ist proper gefüllt: Krabbelgruppe, Still-Beratung durch eine Stillschwester, Eltern-Kind-Treffen, Kanga-Training (Die & Do), Schwangeren-Frühstück, Erste-Hilfe-Kurs für Kleinkind & Baby. „Durch die Corona-Zeit mit ihren Restriktionen haben wir auch Seminararbeit ins Internet verlegt und machen Eltern-Online-Seminare abends, wenn die Kinder schlafen – oder schlafen sollten“, lacht Peggy Rehbein und weiß, wie sehr gerade das Thema Schlaf mit Mythen belegt ist. „Früher hieß es, man müsse Babys alle drei Stunden wecken und ihnen die Flasche geben.“ Sie zieht die Augenbrauen hoch und holt tief Luft. „Na, so ein Quatsch. Wenn das Kind schläft, dann soll es auch schlafen. Es wird sich schon bemerkbar machen, wenn es Bedürfnisse hat. Und wer kann die besser wahrnehmen als die Mutter selbst.“

Gerade bei Gesundheitsfragen ist der Aufklärungsbedarf hoch! Was etwa tun bei Dauerschreien? Schreien lassen? „Nein“, wirft Patin Melitta – selbst Krankenschwester – ein, „das ist eine Erfindung von Lungenärzten!“

Drei Haselnüsse fürs Netzwerkteam

Eins möchten die Frauen ausdrücklich sagen: „Wir sind kein Oma-Service, keine Babysitter. Wir sind Vernetzer. Wir wissen, wo es Hilfe gibt.“ Und das gilt auch für so „lästige“ wie notwendige Dinge wie Kindergeld oder einen Kita-Platz zu beantragen. Selbst die Suche nach einem Kinderarzt stellt in der Uckermark oft eine Herausforderung dar, ganz zu schweigen von einem Geburtshaus in der Nähe. „Dass Mütter in Templin für eine Geburt nicht 70 km über Land nach Schwedt fahren müssen, wäre so wichtig“, beginnen die Mitarbeiter des Netzwerkes, ihre drei großen Wünsche – der märchenhaften Haselnüsse? – aufzuzählen. „Und apropos Templin. Für dort hätten wir gerne die gleichen tollen Räumlichkeiten für ein Begegnungszentrum wie in Prenzlau.“ Effektivste Hilfe ist wenig überraschend Bares. „Wenn wir Elternseminare machen, kaufen wir Referenten ein. Auch die Fahrtkosten für die Paten bezahlen wir.“

Das Netzwerk Gesunde Kinder erfreut sich treuer Unterstützer, auch in der kommunalen Wirtschaft. Die UVG gehört dazu. Doch am Ende ist es der zuhörende, empathische Mensch, der zählt. „Viele müssen sich Dinge von der Seele reden. Den Wert eines ‚einfachen‘ Gespräches sollte man nicht unterschätzen“, wird Nancy Steinkopf noch einmal ernst. „Wir alle wollen doch mit unseren Sorgen und Nöten ernst genommen werden. Und ob ich nun arm oder reich bin, die Sorgen um die Kinder sind dieselben.“

Netzwerk Gesunde Kinder Westuckermark/Templin

c/o Sana Krankenhaus Templin,

Robert-Koch Straße 24

17268 Templin

Tel.: 0398742 307

Netzwerk Gesunde Kinder Westuckermark/Prenzlau

Georg-Dreke-Ring 58 A (Bürgerhaus)

17291 Prenzlau

Tel.: 03984 8346696