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„Die Zeiten des Tarifdschungels sind vorbei“

Seit dem 1. Mai fahren wir mit dem 49 Euro günstigen Deutschland-Ticket kreuz und quer durch die Bundesrepublik. Auch in den Kundencentern der Uckermärkischen Verkehrsgesellschaft ist der Verkauf bei reger Nachfrage angelaufen. Im aktuellen Interview macht UVG-Geschäftsführer Lars Boehme jedoch deutlich, was auf den tollen Preis jetzt folgen muss.

Der Verkauf des Deutschland-Tickets ist bei der UVG wohl eher schleppend angelaufen. Wie sieht es nach knapp einem Monat aus?

Eine Vielzahl der Abonnenten haben sich jetzt natürlich für das preiswertere Deutschland-Ticket entschieden. Sie können damit nun bundesweiten Nahverkehr nutzen und haben jederzeit eine gültige Fahrkarte in der Tasche. Hier in der Uckermark kommen sie damit bis ins polnische Krajnik Dolny mit der Linie 492.

Das Deutschland-Ticket wird sich meiner Meinung nach in der Uckermark vor allem für alle Berufspendler weiter gut entwickeln. Hier bieten wir ja zusätzlich das Firmenticket mit einer zusätzlichen Rabattierung an. Später werden sicherlich auch andere Zielgrupen – Auszubildende und Studenten in der Region – das Deutschland-Ticket noch stärker in Anspruch nehmen. Die Herausforderung besteht darin, neben attraktiven Preisen auch ein für alle attraktives Fahrplanangebot unterbreiten zu können. Daran arbeiten wir einerseits mit unserem Aufgabenträger, dem Landkreis Uckermark, für den Busverkehr und andererseits mit dem Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg VBB für die optimale Verknüpfung mit dem Schienenverkehr.

Das Thema preiswerterer Fahrscheine beschäftigt uns seit dem vorübergehenden 9-Euro-Ticket 2022. Und Sie weisen seitdem auf eine mögliche Attraktivitäts-„Schere“ zwischen Preis und Angebot hin. Was hat sich getan?

Das 9 Euro-Ticket hatten die Ministerpräsidenten der Bundesländer als attraktives Angebot gewürdigt, das einfach zu erwerben war. Es wurde von ihnen aber deutlich darauf hingewiesen, dass ein fehlendes Fahr-Angebot eher zu Enttäuschungen führen würde. Das sollten wir verhindern! Und dabei darf man die Aufgabenträger nicht alleine lassen. Bund und Land müssen die Landkreise unterstützen. Und nicht zu vergessen: Wir haben damit immer noch keine CO2-neutrale Beförderung sichergestellt! Wenn wir das wollen – und an der Notwendigkeit gibt es wohl keinen Zweifel – erfordert dies eine „Antriebswende“, die von Bund und Land entsprechend gefördert werden muss.

Angesichts all der politisch angeschobenen Neuordnungen bei Kosten und Preisen, bleibt da auch der eine oder andere Euro in der UVG-Kasse selbst, für von Ihnen gewünschte Investitionen?

Nach der derzeitigen Konstellation nicht! Nur unsere Mindereinnahmen durch das günstigere Deutschland-Ticket werden uns erstattet. Wir generieren jetzt keine höheren Fahrgeldeinnahmen. Am Ende werden unsere Kundinnen und Kunden berechtigterweise höhere Anforderungen an unseren Fahrplan stellen. Wir haben aber keine eigenen Mittel, um dem in irgendeiner Art nachzukommen.

Wie könnten Sie und Ihre Amtskollegen im Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg dies einfordern?

Die Verkehrsunternehmen im Land Brandenburg und bundesweit haben sich an der Stelle klar positioniert: Die Einführung des Deutschland-Tickets kann nur der erste Schritt gewesen sein. Jetzt bedarf es vor allem im ländlichen Raum einer Angebotsverbesserung, die vom eigenen Auto in den ÖPNV einlädt. Ansonsten nützt der niedrige Fahrpreis nur wenig.

Auf welche Weise evaluieren Sie den Bedarf in der Fläche der Uckermark?

Der Landkreis Uckermark erarbeitet derzeit einen Nahverkehrsplan. Das Land Brandenburg hat bereits einen solchen entwickelt. Beide Pläne wollen im Kern mehr Fahrgäste für den ÖPNV gewinnen und den Anteil an Individualfahrten reduzieren. Wichtig ist, dass der Umstieg von Bus auf Bahn funktioniert. Und dass der Bedienzeitraum im Busverkehr zumindest ein ähnlicher ist wie im regionalen Schienenverkehr, also idealerweise von 4 bis 24 Uhr.

Macht es eigentlich einen Unterschied, ob ich mein Deutschland-Ticket bei der UVG oder einem anderen Verkehrsunternehmen kaufe?

Es macht für den Fahrgast keinen Unterschied. Gültigkeit und Nutzungsbedingungen sind überall gleich. Das heißt, die Zeiten des Tarifdschungels sind vorbei!